Eingangsstufe - Grundschule Winsen (Aller)

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Konzept Jahrgangsübergreifende Eingangsstufe (JES)
Konzept der Eingangsstufe an der Grundschule Winsen Aller
Vorbemerkungen
Dieses Konzept beschreibt die Grundlagen und prozessbegleitenden Überlegungen, die dem Kollegium zur Umsetzung der Eingangsstufe (im Folgenden als Jahrgangsübergreifende Eingangs Stufe abgekürzt) an der Grundschule Winsen (Aller) für eine erfolgreiche Fortsetzung der Arbeit wichtig und notwendig erscheinen.

Die vorliegende Konzeption setzt sich im Wesentlichen aus drei Bausteinen zusammen:
Zum einen aus gemachten Erfahrungen der vergangenen Schuljahre, zum anderen aus eigenen Absprachen innerhalb des JES-Teams und pädagogischen Notwendigkeiten.
Diese basieren auf dem Leitbild der Schule, den Vorgaben desOrientierungsrahmens für Schulqualität in Niedersachsen und den Kerncurricula der Fächer. Ergänzend dazu dienen die Ergebnisse der Evaluation in der Elternschaft über die Arbeitsweise in JES vom Herbst 2012 als Grundstock für weitere Optimierungen. Diese verbindlichen Rahmenbedingungen sowie die schulische Situation vor Ort (in pädagogischer und organisatorischer Hinsicht) bilden die Grundlagen dieses Konzeptes.

Die Bausteine des Konzeptes haben für alle Beteiligten Verbindlichkeit für die Arbeit in der JES.
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1. Grundsätze

Niedersächsisches Schulgesetz:
„Grundschulen können den 1. und 2. Schuljahrgang als pädagogische Einheit führen (Eingangsstufe), die von einzelnen Schülerinnen und Schülern auch in einem oder drei Schuljahren durchlaufen werden kann. In der Eingangsstufe werden die Kinder des 1. und 2. Schuljahrgangs in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen unterrichtet. An Grundschulen mit einer Eingangsstufe wird kein Schulkindergarten geführt.“

(MK Nds.: Erlass „Die Arbeit in der Grundschule vom 03.02.2004)
Bild Schule
Hieraus ergeben sich für uns folgende Grundsätze:
 
  • Jedes Kind bekommt so viel Zeit zum Lernen, wie es braucht: Eine individuelle Verweildauer von einem bis drei Schuljahren ist möglich.
  • Alle schulpflichtigen Kinder werden aufgenommen. Eine Zurückstellung oder Ausschulung gibt es nicht.
  • Es gibt kein Lernen im Gleichschritt: Jedem Kind wird sein eigenes Lerntempo zugestanden.
  • In jedem Jahr verlassen Kinder, die die geforderten Kompetenzen der Eingangsstufe erreicht haben, die Gruppe, um ins dritte Schuljahr zu gehen, im Idealfall etwa in halber Gruppenstärke.
  • In jedem Jahr kommen neue Lernanfänger in die Gruppe.
  • Die Kinder, die in der Gruppe geblieben sind, führen die neuen SchülerInnen ins Schul- und Klassenleben ein, helfen ihnen und unterstützen sie bei ihrer Arbeit.
  • Wer in einem oder mehreren Fächern mit den älteren SchülerInnen der Lerngruppe zusammen lernen kann, kann dies tun, wann immer er so weit ist.
  • Wer auf einem oder mehreren Gebieten Wiederholung und Übung älterer Lerninhalte benötigt, kann dies zusammen mit den jüngeren Gruppenmitgliedern tun, wann immer es nötig ist.
  • Wir LehrerInnen verstehen uns als OrganisatorInnen von Lern- und Lehrprozessen. Unser Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit und die Leistungsfreude jedes Kindes durch individuelle Lernangebote zu stärken. 

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2. Unsere Leitgedanken

Auf die Veränderungen bezüglich der zunehmenden Heterogenität der zur Einschulung anstehenden Kinder muss die Grundschule pädagogisch und strukturell reagieren.Kinder unterscheiden sich deutlich in ihrem Einschulungsalter, ihren Erfahrungen, ihren bereits erworbenen Kompetenzen, in ihrer soziokulturellen und ökonomischen Herkunft. Zudem lernen Kinder unterschiedlich schnell, unterschiedlich viel und auf verschiedenen Wegen.
Die Grundschule hat deshalb den Auftrag, mit Unterrichtskonzepten zu arbeiten, die die Ansprüche an Differenzierung und Individualisierung einlösen.
 
Wir sehen die Chancen zur Einlösung dieses Anspruchs in der Jahrgangsgemischten Eingangsstufe.
 
Es gibt kein „Sitzenbleiben“, kein „Zurück in den Schulkindergarten“, vielmehr eröffnet eine individuelle Verweildauer – von einem bis zu drei Jahren – in der Eingangsstufe der Grundschule Möglichkeiten, unterschiedlichen Entwicklungsverläufen gerecht zu werden.
Das aufmerksame und systematische Beobachten der Lernentwicklungen der Kinder sowie förderdiagnostische Tests sind dabei ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. Auf dieser Grundlage werden dann die Entscheidungen für weitere Lernschritte getroffen. Das Eingehen auf die individuellen Fähigkeiten der einzelnen Kinder ist ein Ziel des Unterrichts.
Im individualisierten Unterricht steht die Lehrkraft den Schülerinnen und Schülern beim eigenständigen Entwickeln ihrer persönlichen Lern- und Arbeitsprozesse unterstützend zur Seite. Die Kinder werden an das selbst gesteuerte Lernen herangeführt und sollen ihren Arbeitsprozess zunehmend eigenständig organisieren.
Der Unterrichtsablauf muss transparent und ritualisiert sein, damit ein fester Rahmen für die selbstständige Arbeit gewährleistet ist. Die Kerncurricula mit ihren formulierten Kompetenzen bieten hierbei Orientierung.

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3. Lernen in der JES

Kinder der Jahrgangsstufen 1 und 2 lernen gemeinsam in einer Klasse und wechseln in der Regel nach zwei Jahren in die Jahrgangsstufe 3.

Vom gemeinsamen jahrgangsübergreifenden Arbeiten und Lernen profitieren alle Kinder, wenn entsprechende Ansätze zur Binnendifferenzierung realisiert werden. So werden die jüngeren Kinder durch den höheren Entwicklungsstand der älteren Mitschülerinnen und Mitschüler angeregt. Aber auch für die älteren Kinder bieten sich vielfältige Lernanreize, da sie die Gelegenheit haben, erst vor kurzem Gelerntes zu wiederholen, weiterzugeben und zu vertiefen. Leistungsstarke Kinder im ersten Schulbesuchsjahr können bereits die Unterrichtsziele der Jahrgangsstufe 2 anstreben.

Dies kommt dem Ansatz der Flexibilisierung in der Hinsicht entgegen, dass besonders für schneller lernende Kinder der Übergang in die höhere Jahrgangsstufe bei Vorliegen entsprechender Voraussetzungen schrittweise realisiert werden kann, wobei die bekannte Sozialstruktur weitgehend erhalten bleibt.



Neben den Möglichkeiten zur Verkürzung der Schulzeit ist es ein Hauptanliegen der Eingangsstufe, Entwicklungsrückstände einzelner Kinder zu kompensieren. Dies wird durch die Verweildauer von bis zu drei Jahren möglich. Ein längeres Verweilen in der jahrgangsübergreifenden Klasse erwarten wir als unproblematisch. Die gewohnte Sozialstruktur bleibt weitgehend erhalten, weil die Hälfte des Klassenverbandes noch nicht in die nächst höhere Jahrgangsstufe aufrückt.
 
Der jahrgangsübergreifende Unterricht gestaltet sich wie folgt: 
3.1 Didaktik:
  •  Es besteht die Möglichkeit, aus verschiedenen Lernangeboten auswählen zu können (Individualisierung). Im geöffneten Unterricht haben Kinder Mitbestimmungsmöglichkeiten hinsichtlich der Inhalte, Zeitdauer, Arbeitsweisen und Materialien.
  • Entdeckendem, handlungsorientiertem Lernen soll hierbei ein großer Stellenwert eingeräumt werden, so dass nicht nur reproduktive Leistungen ermöglicht werden.
  • Die Arbeit in altersgemischten Gruppen setzt eine gewisse Offenheit, Freiheit und Flexibilität gegenüber Unterrichtsinhalten voraus, ohne die verbindlichen Anforderungen aus den Augen zu verlieren. Entscheidend ist für die Lehrkraft, in Freiheit und pädagogischer Verantwortung vor dem Hintergrund der Kerncurricula und dem Schulprogramm das für ihre SchülerInnnen Erforderliche zu tun.
3.2 Methodik:
  • Offene Arrangements von Lernsituationen und Materialien werden bevorzugt.
  • Dem sozialen und kooperativen Lernen kommt ein hoher Stellenwert zu.
  • Kinder lernen verschiedene Methoden kennen, um sich Inhalte anzueignen und ihre Arbeit selbstständig zu organisieren. Das Lernen wird gelernt.
  • Demokratische Grundregeln bestimmen das Klassenleben (Mitbestimmung, gemeinsame Entscheidungsfindung).
  • Eine ausgeprägte Sprach- und Schreibkultur bestimmt den Unterricht (Erzählkreise, Präsentationen, Veröffentlichungen
  • Das Zusammenleben wird durch gemeinsam aufgestellte Regeln und Rituale geordnet.
  • Das Lernen wird durch sog. Lernentwicklungsbögen (LeNI) durch die Lehrenden dokumentiert. 
3.3 Rahmenbedingungen:  
  • Eine zeitliche Offenheit, die Raum lässt für individuelle Planungen und unterschiedliche Lern- und Arbeitszeiten, ist unverzichtbar.
  • Jeder Gruppe stehen wöchentlich mehrere Stunden der „Doppelsteckung“ zu (zwei LehrerInnen in der Gruppe).
  • Maßnahmen im Zusammenhang mit der Einzelförderung werden in überschaubaren Zeiträumen geplant, um durch das bewusste und regelmäßige Eingehen auf die individuellen Besonderheiten im Lernen eine systematische Förderung zu realisieren. Hierfür sind insbesondere die Stunden geeignet, in denen zwei Lehrkräfte in der Gruppe sind.
  • Geöffnete Unterrichtsformen werden eingesetzt (Arbeitspläne, Freiarbeit, Werkstattunterricht, Projektarbeit ...).     
3.4 Soziales Lernen in derJES:
Durch den Zusammenschluss zweier Jahrgangsstufen in einer Klasse soll versucht werden, den negativen Seiten des Konkurrenzdenkens entgegenzuwirken. Es fällt den Schülerinnen und Schülern leichter, unterschiedliche Leistungsfähigkeit anzuerkennen, wenn sie häufig auf Grund der Altersunterschiede auf der Hand liegt. Dieses Anerkennen überträgt sich dann auf die gleichaltrigen Mitschüler.

Die individualisierte Form des Unterrichts stellt aber auch sicher, dass die Kinder nicht in ihrem Lerneifer ausgebremst werden. Der Umgang der Kinder miteinander und das Verhalten der Lehrperson beeinflussen die Atmosphäre der Klassengemeinschaft. Es entsteht ein Lernklima, in dem Fehlermachen und gegenseitiges Korrigieren selbstverständlich sind.

Wenn die Lehrperson jedes Kind unabhängig vom Leistungsvermögen akzeptiert, überträgt sich dies Verhalten auf die Kinder untereinander. Wenn ein Kind jederzeit fragen und ihm geholfen werden darf und das Helfen ohne Vorwurf geschieht, dann wird sich jedes Kind angenommen fühlen, jedes andere annehmen, so dass ein offenes Lernklima entsteht. Aus dem gemeinsamen Arbeiten, Spielen, Feiern und Reden erwächst auch der Wille gemeinsam Probleme anzugehen und zu bewältigen.
3.5 Rhythmisierung des Vormittags:
  •  Der Unterricht wird unter Berücksichtigung der Belastbarkeit, der Konzentrationsfähigkeit und der Bewegungsbedürfnisse der Kinder sowie der fachlichen Notwendigkeit variabel gestaltet.
  • Hierfür wird der Zeittakt von 45 Minuten zeitweise aufgelöst und der Schulvormittag durch Unterricht und Pausen rhythmisiert.
  • Vor dem festen Unterrichtsbeginn für alle Kinder gibt es eine offene Phase, in der die Kinder sich individuell auf den Schulbeginn einstellen.



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4. Teamarbeit der Lehrkräfte in der JES

Eine so gravierende Systemveränderung wie die Umstellung der Schule auf eine neue Eingangsstufe mit bisher ungewohnten Strukturen bringt – zumindest zunächst – für LehrerInnen ein hohes Maß an Entwicklungsarbeit, ein Umdenken in der Gestaltung von Unterricht, mehr Unterrichtsvorbereitung, einen höheren Beobachtungsaufwand und die Notwendigkeit von mehr Öffentlichkeitsarbeit mit sich. Dies ist nur im Team zu leisten. Deshalb ist Teamarbeit wesentlicher Bestandteil jeglicher Arbeit in der Eingangsstufe. Ein gemeinsam festgelegtes 14-tägiges Eingangsstufentreffen ist fester Bestandteil und Grundvoraussetzung für die Arbeit in der JES.

Im Rahmen der Teamarbeit muss die Möglichkeit bestehen:
 
  • die eigenen Vorstellungen von Unterricht auszutauschen.
  • den einzelnen Positionen der KollegInnen Respekt und Freiraum zu gewähren. 

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5. Schulbeginn

Mit der Einführung der Eingangsstufe ergeben sich veränderte Organisationsformen.
5.1 Einschulung 
Pädagogischer Standard der Eingangsstufe ist es, Kinder altersgemäß in die Schule aufzunehmen und sie nicht vom Schulbesuch zurückzustellen. Die Schule kooperiert seit jeher mit den benachbarten Kindergärten und seit dem 01.08.2009 zusätzlich verbindlich im Rahmen des „Brückenjahres“. In der Eingangsstufe sollen die Kinder die Möglichkeit erhalten, ggf. ihre Schulfähigkeit in der Grundschulklasse selbst zu erarbeiten. 

5.2 Kriterien der  Klassenbildung
Die neuen Schulkinder werden in eine schon bestehende Gruppe aufgenommen.
Um künftig ein positives Lernklima zu schaffen, werden bei der Zusammensetzung der Klassen folgende Kriterien berücksichtigt: 

  • Balance der Geschlechterverteilung
  • Balance des Anteils von Kindern unterschiedlicher kultureller, sozialer und sprachlicher Herkunft
  • Balance des Anteils der Kinder mit Defiziten
  • Balance der verhaltensauffälligen Kinder
  • Berücksichtigung eines Freundschaftswunsches auf Gegenseitigkeit
  • soweit der Schule vorliegend: Informationen seitens des Kindergartens
  • Ergebnis des Schuleingangstestes

Die Zusammensetzung der Klassen des dritten Jahrgangs, basiert auf den Beobachtungen während der Eingangsstufe, so dass auch hier wieder eine ausgewogene Mischung der Lerngruppe gewährleistet werden kann. 
5.3  Verweildauer in derJES
Die individuelle Verweildauer soll einen Beitrag zur Optimierung des Schulanfanges leisten. Aufgrund der Erfahrungen ist statistisch davon auszugehen, dass in jeder Klasse in jedem Jahr Kinder lernen werden, für die eine längere oder kürzere Eingangsphase angeraten ist. Eine Dauer von zwei Jahren stellt die Regel dar.
  
  • Es gibt eine systematische Beobachtungsphase bis zu den Herbstferien zur Feststellung der Lernausgangslage aller Kinder durch das LehrerInnenteam am Beginn des Schuljahres. Zusätzlich erfolgt eine Überprüfung der basalen Fähigkeiten.
  • Der Entwicklungsstand der Kinder wird mit den Eltern im Rahmen von Elternsprechtagen in individuellen Elterngesprächen beraten.
  • Die individuelle Kompetenzentwicklung ist Voraussetzung für die Entscheidung über die Verweildauer. Diese wird dreimal pro Schuljahr analysiert und in pädagogischen Konferenzen beraten.
  • Alle Entscheidungen der Klassenkonferenz werden in pädagogischen Konferenzen vorbereitet. Die Eltern werden in die Entscheidungsfindung einbezogen.
  • Eine individuelle Verweildauer bedingt individuelle Lernbiografien. Kürzeres Verweilen soll nicht als Springen und das längere Verweilen nicht als Wiederholen gestaltet werden.

Alle hier beschriebenen Maßnahmen setzen eine sorgfältige und genaue Beobachtung des individuellen Lernfortschritts eines jeden Kindes voraus. Die Beobachtungsmöglichkeiten sind insbesondere in eher individualisierenden Unterrichtsphasen und im Förderunterricht gut zu realisieren.
 
Sorgfältiges Überprüfen und Dokumentieren der Arbeitsergebnisse sind darüber hinaus elementare Maßnahmen zur Kontrolle des individuellen Lernfortschritts.
 
Dieses Konzept wurde von Lehrerinnen und Lehrern gemeinsam erarbeitet. Die Beteiligten sind sich einig darüber, dass es der Veränderung und Fortschreibung bedarf, wenn die praktische Arbeit dies erfordert.
 
Die hier vorliegende Fassung wird auf der nächsten Gesamtkonferenz im Februar 2013 als Beschlussfassung vorgelegt. Sie wird evaluiert und fortlaufend aktualisiert. Ergänzungen werden im Rahmen der Arbeit des Schulvorstandes beschlossen.
 
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